Vor ein paar Wochen bin ich sehr höflich angeschrieben worden, ob ich Lust hätte bei meiner amerikanischen Kooperation auf dem Instagram Account von yoursobersigns ein Update von mir zu posten. Seit zwei Jahren male ich zu meinem Jahrestag, also dem 11. Juli, eigene Sober Plakate und schreibe einen kleinen englischen Text dazu. Unterjährig mache ich das eigentlich nicht. Seit über einem Jahr befinde ich mich auch nicht mehr in Elternzeit, weshalb ich so oder so kaum noch zum Schreiben komme. Aber da ich so nett gefragt worden bin, mache ich jetzt zur Weihnachtszeit eine Ausnahme und poste ein Update zu meiner Nüchternheit. Außerdem dachte ich mir im zweiten Schritt, dass ich ja den deutschen Text auch als Weihnachtsgruß auf meinen Blog verwenden könnte. Ich genieße diese internationalen Kooperationen sehr. Denn sie bringen mich immer wieder auf neue Gedanken und Synergien, die ich nutzen kann.
Weihnachten ist zwar das Fest der Liebe und Besinnlichkeit, aber für jemanden wie mich, die so introvertiert und harmoniebedürftig ist, ist Weihnachten auch mega anstrengend. Gewiss bin ich nicht die Einzige, die an Weihnachten da sitzt und sich fragt: Was mache ich hier eigentlich? Als introvertierte Persönlichkeit kann ich vor allem Energie tanken, wenn es um mich herum still und leise ist, also wenn ich für mich bin. An Weihnachten bin ich ständig mit Menschen zusammen und das strengt mich ungemein an. Und ich möchte gar nicht erst wissen, wieviele von uns aus alkoholaffinen Familien stammen und an den Feiertagen dabei zusehen, wie da rund um die Essensorgien ordentlich zugelangt wird. Am liebsten würde ich mich an Heiligabend einfach in meinem kuscheligen Weihnachtsoverall auf unserer roten Couch verkriechen und ‚Kevin allein zu Haus‘ oder ‚Kevin allein in New York‘ anschauen. So wird das aber nicht ablaufen und ich werde, wie jedes Jahr, versuchen das Beste aus der Situation zu machen.
Als Sober Update habe ich mir deshalb für dieses Mal Begriffspaare überlegt, die darüber Auskunft geben, was ich durch meine Nüchternheit an Lebensqualität gewonnen habe. Also in dem Sinne: Wie hat meine Nüchternheit mein Leben bereichert, in dem Moment, als ich den Alkohol wegließ? Über diese Tauschpaare soll das Folgende Aufschluss geben. Im besten Fall soll das auf dich motivierend wirken, wenn du dir vorgenommen hast, über die Feiertage keinen Alkohol zu trinken:
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Ich habe graue, üble Katermorgen gegen ein buntes Leben getauscht.
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Wolken im Kopf und Grübeln wurden gegen eine klare Sicht auf meine Gedanken getauscht.
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Emotionale Abhängigkeit versus Unabhängigkeit.
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Tausche Maske gegen Authentizität und Verletzlichkeit.
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Betäubung wurde gegen die Achterbahn des Lebens, und zwar mit der ganzen Bandbreite an Gefühlen, die dazu gehören, getauscht.
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Trägheit wurde abgelöst durch Lebendigkeit und Zeit für die Kinder.
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Mein Chaos-Dasein gegen das Wissen, worauf es wirklich im Leben ankommt.
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Innere Distanziertheit gegen die Verbindung zu mir selbst.
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Gehetzt sein versus Gelassenheit. Mein Druck hat nachgelassen.
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Enge und Druck wurden getauscht durch Weite und Dankbarkeit. Mein Blickwinkel hat sich im Laufe der Jahre verändert.
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Wegschauen und nicht wahrhaben wollen gegen Akzeptanz und Annahme.
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Tausch von Ängsten gegen erlangte Super Power.
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An die Stelle von Flucht ist Lösungsorientierung getreten.
Deshalb liebe ich es nüchtern zu sein.
Das waren jetzt nur ein paar, die mir spontan eingefallen sind.
Ich wünsche dir schöne & besinnliche Weihnachten! ?