Katharina und Vlada haben ein schönes Buch für uns geschrieben.
Ich kenne die Beiden ja schon ein bisschen durch unser gemeinsames Podcast-Interview sowie generell über ihren Podcast, aber besonders in der ersten Hälfte des Buches habe ich vieles erfahren, was ich von den beiden Autorinnen noch gar nicht wusste: Zum Beispiel, dass beide mal für längere Zeiten im Ausland gelebt haben. So berichtet Kathi von ihren Erfahrungen in Kuala Lumpur (Malaysia), was muslimisch geprägt ist und wo, wenn überhaupt, nur sehr wenig Alkohol getrunken wird. So wird uns Leser:innen ein spannender Blick über den Tellerrand gewährt. Ich empfinde es als einen richtigen Mehrwert den Blick mal über die Ländergrenzen des Hochkonsumlands Deutschland zu richten und zu sehen, wie das mit dem Alkohol in anderen Ländern so gehandhabt wird.
Außerdem finde ich es bemerkenswert, dass die Beiden das Thema Co-Abhängigkeit mitaufgenommen haben. Denn meines Erachtens gehört das in jede Debatte über Alkoholsucht mit rein. Denn zahlenmäßig ist der Anteil derjenigen, die im Schatten einer Sucht eines geliebten Menschen leben und leiden müssen, sehr viel höher, als die Zahl der Betroffenen selbst. Dennoch wird Co-Abhängigkeit in der Öffentlichkeit kaum Beachtung geschenkt. Genau dafür sensibilisieren Vlada und Katharina in ihrem Buch, was ich den Beiden sehr hoch anrechne.
Die beiden verwenden eine positive Sprache, was ich bei Quit Lit extrem wichtig finde. Generell gefällt mir der Schreibstil der Beiden sehr. Der Leser/die Leserin wird durch die Sprache gut abgeholt und mitgenommen. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen. Dies gefällt mir auch so an ihrem me|sober-Podcast. Die beiden haben eine tolle Ausdrucksweise.
Es gab ein paar Seiten, deren Inhalt ich schon aus den Podcast-Folgen vom Jahr 2020 kannte. Insofern war manche Info ein wenig redundant für mich. Aber für all diejenigen, die neu zur #nüchtern-Bewegung hinzu stoßen und vielleicht noch nicht so vertraut mit me|sober sind, sind diese Seiten Gold wert. Nach dem, was ich beobachte, werden wir täglich mehr, was ich als wahrhaftiges Glück empfinde.
Ich persönlich kam mit dem Schreiberinnenwechsel gut zurecht, weil mir ihre Geschichte aus dem Podcast bekannt ist. Ich frage mich nur, ob jemand, der Vlada und Katharina noch nicht so viel gelauscht hat, wie ich, damit zurecht kommt. Nur In Kapitel 2 und 14 wurde explizit erwähnt, wer welchen Abschnitt geschrieben hat. Ich denke, dass es für zukünftige Auflagen sinnvoll wäre, dies für das gesamte Buch so zu gestalten, um den/die Leser:in nicht unnötig zu verwirren.
Generell schaue ich mir bei solchen Büchern auch gerne das Quellenverzeichnis an. Bei einigen Fußnoten hatte ich das Gefühl, dass die Quellen ineinander übergerutscht sind. Also da stehen z.B. in Kapitel fünf bei Fußnote eins drei verschiedene Quellen. Vielleicht kann man das auch bei der nächsten Auflage verbessern. Dies sind aber nur Kleinigkeiten, die dem Inhalt des Buches nicht schaden. Generell empfand ich den gesamten Inhalt als gut recherchiert.
Der rote Faden des Buches hat mich sehr angesprochen und auch, dass die beiden so viele Praxistipps mitgeben. Besonders gelungen fand ich zum Beispiel das Bild von Katharina mit den Grenzen setzen, weil das auch bei mir ein riesiges Thema ist. Mit anderen Worten: Man kann die ersten Schritte seiner Nüchternheit schon alleine mit der Lektüre dieses Buches beschreiten. Falls man dann noch mehr Unterstützung braucht, kann man sich immer noch einen Kurs dazu buchen. Generell mag ich die Geschichte der Beiden, weil ich mich in deren Gefühlswelten so sehr wiederfinde. Es ist die Geschichte von zwei jungen Frauen, die im Laufe ihres Lebens den Zugang zu sich selbst verloren haben, so wie mir das leider auch passiert ist. Nur durch ihre Nüchternheit und deren Definition als geheime Superpower kann dieser Zugang wiederhergestellt werden. Diese Message ist richtig stark und wird durchweg über die Buchseiten vermittelt.
Weiterhin empfinde ich es als ungemein bereichernd, welche Reflexionsarbeit die Beiden leisten. Sie sind noch nicht so lange nüchtern wie ich, aber ich habe in den vergangenen acht Jahren meiner Nüchternheit nicht mal halb so viel reflektiert wie sie. Deswegen kann ich persönlich wirklich viel aus diesem Buch mitnehmen.
Fazit: Wirklich gut. Ein toller Schreibstil, macht neugierig aufs Nüchtern sein und ermutigt dazu für sich loszugehen, um die eigene Stimme zu finden.
Vlada und Katharina, danke für eure wertvolle & unterstützende Arbeit und danke für euer schönes Buch ❤️.
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