Dieses Buch hat mich so sehr abgeholt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Hier mal ein Versuch: Bevor ich auf die Arbeit von Nathalie Stüben gestoßen bin, hatte ich ein riesengroßes Thema mit Scham bezüglich meiner Alkoholvergangenheit. Es gibt viele überragende Textstellen in diesem Buch, aber die für mich wohl wichtigste ist die Stelle, an der sie über die Arbeit von der Wissenschaftlerin Brené Brown schreibt. Den Unterschied zwischen Scham und Schuld zu begreifen, war in meinem Heilungsprozess ein wegweisender Gamechanger.
Ich konnte das Buch nicht am Stück durchlesen. Einerseits war das dem Zeitmangel geschuldet und andererseits lag es daran, dass auf den Seiten so viel steht, das sich erst mal bei mir setzen musste. Aufgrund meines Zeitmangels habe ich es vorrangig an öffentlichen Orten gelesen, wenn ich z.B. Wartezeit überbrücken musste. Dadurch dass Scham für mich lange eine Rolle gespielt hat, habe ich sämtliche QuitLit zuvor immer in einem Umschlag eingebunden, damit bloß keiner sieht was ich lese. So sehr habe ich mich damals dafür geschämt. Nathalies Buch war das erste Buch zum Thema Alkoholsucht, das ich ohne Einband gelesen habe. Mit anderen Worten: Es kann ruhig jeder sehen, was ich lese. Egal, ob ich im Wartebereich der Autowerkstatt sitze oder in einem Café, ich empfinde das Sober-Movement als Lifestyle-Entscheidung und merke, wie sehr ich durch Nathalies Arbeit in meinem eigenen Schamüberwindungsprozess voran geschritten bin. Als Mensch, die sich aufgrund eines gewissen Lärmpegels eigentlich nicht gut an öffentlichen Orten konzentrieren kann, war sofort in der Welt des Buches, in dem Moment, als ich es aufgeschlagen hatte. Auch das spricht für die hohe Qualität des so ansprechend gestalteten Inhalts.
Nathalies Fähigkeiten des intelligenten Storytellings sind herausragend. Dies gilt nicht nur für den roten Faden innerhalb des gesamten Buches, sondern auch auf Kapitelebene. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, ein so komplexes Thema wie Alkoholsucht in Worte zu fassen, die jeder versteht. Das meistert Nathalie richtig gut. Zudem ist das Buch bespickt mit einigen wissenschaftlichen Informationen.
Ich wusste im Vorfeld, dass es ein gutes Buch werden würde und bin nach der Lektüre in keinster Weise enttäuscht worden. Eher das Gegenteil war der Fall: Meine Erwartungen an das Buch wurden sogar noch übertroffen.
Fazit: Aufrichtig, authentisch und eines der ehrlichsten Bücher über Alkoholsucht, das ich jemals gelesen habe.
Liebe Nathalie, danke, dass du dieses Buch geschrieben hast und uns an deiner Reise aus der Sucht hast teilhaben lassen. Unsereins kann aus deiner Geschichte so viel für sich selbst herausziehen. Lieben Dank für das alles ❤️.
Falls du neugierig darauf geworden bist, findest du es in jedem Buchladen deiner Wahl oder auch online:
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Wenn ihr lieber hört, anstatt zu lesen: Mittlerweile gibt es Nathalies Buch auch als Hörbuch zu kaufen. Nathalie hatte Ende letzten Jahres eine Online-Lesung bei der Ginko-Stiftung für Prävention gehalten. An einer Textpassage sang sie ein Lied von Hildegard Knef, was sehr unterhaltsam war. Ich bin mir sicher, dass ihr Hörbuch noch ein paar solcher Überraschungen auf der Tonspur liefert. Ich mag Hörbücher sowie Podcasts sehr, weil man nebenbei noch was erledigen kann (Wäsche machen, Spülmaschine ausräumen, kochen etc.)
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Übrigens veranstaltet die Ginko-Stiftung häufig solche Online-Leserunden. Mir gefallen diese Veranstaltungen, weil sich danach meist noch ein interessantes Gespräch mit der Autorin oder dem Autor entwickelt. Hier der Link zu deren Instagram-Profil, damit ihr up to date bleiben könnt, wann die nächste Online-Lesereise der „Sucht hat immer eine Geschichte“-Reihe statt findet: Ginko Stiftung Instagram. Ich habe dort schon vielen Autor:innen lauschen können, was besonders während der Lockdown-Zeiten eine willkommene Abwechslung war.
*Kommt über einen sogenannten Affiliate Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich dir überlassen.
