Ich bin am vergangenen Sonntag das erste Mal seit acht Jahren in Hannover wieder Halbmarathon gelaufen. Bis kurz vor dem Start konnte ich nicht sagen, was mich da geritten hat mich zu so einem Event anzumelden. Irgendwas in mir wollte ganz offensichtlich daran teilnehmen.
Es ist so, dass ich ursprünglich aus der Leichtathletik komme. Als Jugendliche waren meine Disziplinen der 100 m Sprint, Kugelstoßen und Weitsprung, der typische Dreikampf eben. Als ich während des elften Schuljahres ein Austauschjahr in den Südstaaten der USA verbracht habe, hatte sich das ein wenig verändert. An der High School dort war ich auch Mitglied des Track Teams, jedoch nicht mehr in meiner typischen Dreikampf Konstellation. Ich „musste“ mich dort zur Mittel- und Langstreckenläuferin entwickeln. Denn ehrlichweise hatte ich dort als Sprinterin überhaupt keine Chance. Bei den Wettkämpfen lief ich dort also vorrangig die 400 m-Staffel, 800 m oder die Meile mit. Als ich dann wieder in meinen Leichtathletik Verein nach Deutschland kam, nachdem das Jahr in South Carolina vorbei war, konnte ich nicht mehr zurück zum Sprint. Irgendwas hatte sich an meinen Muskelfasern verändert, sodass ich der Langstrecke treu blieb. In den Teams war ich nie eine starke Leistungsträgerin gewesen. Ich war eher eine, die man gerne bei den Wettkämpfen dabei hatte, weil ich anscheinend die Eigenschaft habe für gute Stimmung zu sorgen. Was auch immer das bedeuten mag. Nur in den USA konnte ich tatsächlich das ein oder andere Rennen mal für mich entscheiden. Ich weiß nicht, woran das gelegen hat. Vermutlich, weil ich dort anders trainiert habe und anders involviert war. Auf jeden Fall war es damals eine der besten Entscheidungen Mitglied des Track Teams dieser High School zu werden.
Das mit dem regelmäßig Halbmarathon laufen, begann dann bei mir im Studium. Da bin ich für meine Hochschule z.B. den Trollinger Halbmarathon mitgelaufen. Wenn man da die Ziellinie überquert, bekommt man als erstes eine Flasche Trollinger Rotwein mitsamt Medaille in die Hand gedrückt, was ich rückblickend wirklich irritierend finde. Und auch jetzt am Sonntag gab es beim letzten Verpflegungsstand kurz vor dem Ziel Bier. Einen weiteren Bierstand gab es dann auch in der Ziel-Area, kurz nach dem Zieleinlauf. Ich wundere mich darüber, weil unserseins nach so einem Lauf wirklich mit anderen Dingen beschäftigt ist, als mit Saufen. Dein Körper ist per se schon voller Glückshormone, weil du endlich im Ziel angekommen bist und aufhören darfst zu laufen. Also das mit dem Alkohol für die Läufer:innen empfinde ich auf diesen Laufveranstaltungen als absolut schräg, unangebracht und überflüssig.
Meine Elternzeit
Ich habe acht Jahre mit dem Wettkampf-Lauf pausiert wegen der Kinder. In den letzten Jahren war ich mehr mit dem Mama-Sein und dem, was ich beruflich nach meiner Elternzeit machen will, beschäftigt, als mit dem Laufen. Trotzdem stand ich während meiner Elternzeit jedes Jahr am Straßenrand, als dieser Lauf stattfand, um die Läufer:innen tatkräftig durch mein Anfeuern zu unterstützen. Als ich das tat, hatte ich jedes Mal Tränen in den Augen, weil ich eigentlich immer mitlaufen wollte und es nicht konnte. Mein Mami-Alltag ließ das nicht zu. Wenn man als Läuferin mit einem Läuferinnen-Herz nur am Straßenrand steht, dann prickelt das einfach ungemein. Das, was ich in dem Moment verspüre, ist ein unheimlicher Stolz und Mitgefühl für all die tapferen Sportler und Sportlerinnen, die an mir vorbei ziehen.
OAmN-Stammtisch Hannover
Und jetzt mal Hand aufs Herz: Ich wäre niemals auf die Idee gekommen beim diesjährigen Hannover Halbmarathon mitzuflaufen, wenn mich Kathi, bei einem unserer OAmN-Stammtische, nicht darauf angesprochen hätte. OAmN steht übrigens für „Ohne Alkohol mit Nathalie“ Stüben. Die Menschen, die ich immer am ersten Samstag in Hannover treffe, wo ich mittlerweile seit sieben Jahren lebe, sind also alle mit Nathalies Methode nüchtern geworden.
Ein paar von diesen Programmteilnehmern:innen haben erst durch ihre Abstinenz zum Laufsport gefunden. Insofern gibt es da durchaus eine emotionale Verbindung zwischen dem Laufen und der Entscheidung für ein nüchternes Leben. Deswegen kam dort der Wunsch auf, dass OAmN auch irgendwie mitlaufen muss bzw. in dem Fall auf unser Shirt drauf sollte. Das mit dem Logo haben wir uns vorher von Nathalie genehmigen lassen. Da wir bis zum allerletzten Moment nicht wussten, ob es regnen würde, mussten wir die Ausdrucke mit dem Logo in Glassichthüllen packen, damit sie auch wirklich bis zum Ende des Laufes am Rücken bleiben und nicht der Witterung erliegen würden. Ursprünglich hätten wir fünf Läufer:innen vom Stammtisch sein sollen, aber wegen Krankheit und Verletzungen sind dann nur Kathi und ich mit den OAmN-Schildern gelaufen.
Wir wurden auch tatsächlich während des Laufens auf unsere Abkürzungen auf dem Rücken angesprochen. Das mit dem Sprechen war während des Laufens aber schwierig, sodass z.B. ein sehr erfahrener Läufer bei Kathi einfach sein Handy zückte und googelte, wofür OAmN steht. Daraufhin erntete sie zwei Daumen hoch von ihm. Allein dafür hatte sich die Aktion schon gelohnt.
Bei mir ist es so, dass ich mich gerne dafür einsetze, dass unsere nüchtern-Bewegung in Deutschland wächst. Deswegen fand ich die Idee mit dem Logo wirklich gut und unterstützenswert. So waren wir sozusagen eine laufende Werbefläche für unsere nüchtern-Bewegung.
Meine Vorbereitung
Als Kathi mich fragte, ob ich beim Hannover Halbmarathon mitlaufen möchte, war es Anfang Februar. An diesem Wochenende traf sich der OAmN Stammtisch Hannover ausnahmsweise mal in Daggis Ferienhaus im Heidekreis. Seitdem rumorte die Idee in mir, dass ich da ja eigentlich mitlaufen könnte. Zwei Wochen später meldete ich mich zum Halbmarathon an. Erst ab diesem Zeitpunkt nahm ich die Entscheidung und die ganze Vorbereitung auf diesen Lauf ernst. Bis zum Wettkampftermin, also in unserem Fall bis zum 26. März, blieben mir also noch etwa sechs Wochen. Ich recherchierte im Netz, wie ich mich in etwa sechs Wochen fit für einen Halbmarathon machen könnte. Um es kurz zu machen: Ich habe nicht alles geschafft, was da in diesem Plan von mir verlangt wurde. Zum Beispiel wurden von mir vier Trainingseinheiten pro Woche erwartet. Wegen meiner Zeitknappheit im hektischen Familienalltag habe ich aber nur drei Trainings pro Woche geschafft. So grob an den Plan habe ich mich aber schon gehalten. Das war wirklich Zeit aufwendig. Ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass es mir in der Woche nach dem Halbmarathon bzw. beim Lauf selbst schlecht geht. Ich bin nämlich nicht der größte Fan von Muskelkater.
Es sprach so viel dagegen
Oft wusste ich aber auch nicht, wie ich die Lauftrainings unterbringen sollte. Das liegt am anhaltenden KiTa-Personalmangel, von dem auch unsere KiTa nicht gefeit ist und wir deshalb unsere Kinder an manchen Tagen kurzfristig gar nicht in den Kindergarten bringen können. Überdies habe ich auch noch einen Job zu erledigen und in Hannover haben wir nach wie vor keine familiäre Unterstützung vorort, weshalb wir unseren Familienalltag ständig alleine wuppen müssen. Ein Auftritt mit meinem Ukulele Ensemble, den ich Mitte März hatte, kam zufällig noch hinzu. Auch dafür und für die damit verbundenen Proben musste ich irgendwie im März Zeit ein beräumen. Trotz allen Gründen, die gegen diesen Lauf sprachen, wollte ich ihn aber durchziehen. Es war also eine reine Bauchentscheidung. Dass sie für meinen Terminkalender vollkommen unrealistisch umzusetzen war, daran verschwendete ich keinen Gedanken. Rückblickend war das eine der besten Entscheidungen, die ich in letzter Zeit getroffen hatte. Denn durch die ganzen Trainingseinheiten war ich gezwungen mir Zeit für das Laufen zu nehmen. Ich hatte mich also dazu verpflichtet mal wieder Zeit mit mir selbst zu verbringen.
Was es mir gebracht hat
Laufen ist ja schon eine recht monotone Angelegenheit. Ich kann dabei gut abschalten und meine Gedanken ordnen. Gefühlt durfte ich die Trainings auch bei allen Witterungsverhältnissen durchführen. Denn z.B. zwei Wochen vor dem großen Lauf kam nochmal eine dicke Schneedecke auf Hannover runter. Frühlingshafte Temperaturen und Sonnenschein waren während meiner Vorbereitungszeit aber auch dabei. Durch die langen Läufe in unserem Stadtwald, der Eilenriede, konnte ich die Schönheit der Natur wieder aufs Neue für mich entdecken. Während der beiden Corona-Lockdowns war ich mit den Kindern damals jeden Tag in der Eilenriede unterwegs und konnte daher den Wald irgendwann nicht mehr sehen. Deswegen habe ich in den letzten beiden Jahren eher die Kleingarten-Anlage unserer Leih-Oma und den Kanal zum Draußen sein bevorzugt. Aber im Wald das Licht- und Schattenspiel der Bäume zu beobachten und die Vielfalt der Blätter zu erkennen, ist schon echt toll. Das Schöne, wenn man sich auf so einen Stadtlauf vorbereitet, ist, dass man nie alleine läuft. Die Eilenriede war zu allen Tageszeiten voll mit Läufer:innen. Auch mit Kathi habe ich mich über die Lauf-App regelmäßig über unsere Trainings ausgetauscht. Miriam, die ich beim OAmN YouTube-Dreh in Rosenheim kennen gelernt habe, ist eine leidenschaftliche Marathon-Läuferin ist. Sie gab mir viele Tipps zur Ernährung, zur Geschwindigkeitseinteilung usw. Laufen ist zwar eine Individualsportart, aber alleine war ich dadurch nie. Dieses Gemeinschaftsgefühl war wirklich beeindruckend und so haben mir die Vorbereitungen auf den Lauf wirklich viel Freude bereitet.
Ernährung und Motivation
Als ich meinen Mama-Freundinnen davon berichtete, dass ich mich zum Hannover Halbmarathon angemeldet habe und nicht so richtig wusste, wieso ich das gemacht habe, wurde ich von ihnen beglückwünscht. Denn wir leben in einer Zeit, in der wir körperlich nichts mehr dafür tun müssen, um an Nahrung zu gelangen. Bei den Steinzeitmenschen war das ganz anders. Damals mussten die Menschen mit hohen körperlichen Einsatz ihre Beute jagen und erlegen, um an Nahrung zu kommen. Deswegen neigen heutzutage auch so viele Menschen, besonders in den westlichen Regionen, zu Übergewicht. Sport bzw. die Vorbereitung auf einen langen Lauf sind da geeignete Maßnahmen, um dem entgegen zu wirken. Selbstverständlich ist durch die langen Trainingsläufe dann auch mein Kalorienbedarf hochgegangen. D.h. dass ich pro Trainingseinheit bestimmt 500 bis 1.000 kcal mehr zu mir nehmen musste, weil mein Körper danach verlangt hat. Das Lebensmittel meiner Wahl war im letzten Monat auf jeden Fall Skyr wegen des hohen Proteingehalts. Die Zufuhr von komplexen Kohlenhydraten, wie etwa Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten oder Gemüse am Abend unmittelbar vor dem Lauf waren wichtig, damit mein Körper keine Mangelerscheinungen aufweist.
Was mir viel Sportmotivation gegeben hat, war die Tatsache, dass zur Zeit freitags abends Let’s Dance läuft. Wir LIEBEN diese Show seit der Pandemie. Es ist ein wirklich starkes, interkulturelles und unterhaltsames TV-Format. Dabei zuzuschauen, wie sich diese Tanzpaare Woche für Woche abrackern, um am Freitagabend so beeindruckende Showeinlagen zu präsentieren, hat mich ungemein für meine langen Läufe motiviert. So in dem Sinne: Wenn die Tanzpaare wöchentlich so an ihre Grenzen gehen, um ihre Leistung zu steigern, dann kann ich das auch.
Selbstfürsorge
Der ganze Monat war somit darauf ausgerichtet, wie ich für mich selbst nun am besten sorgen kann, dass es mir nach dem Wettkampfwochenende gut geht und ich den Muskelkater im Zaum halten kann. Das ist eine Denkweise, die mir während der Babyjahre meiner Kinder ein wenig abhanden gekommen ist. Dabei ist das gerade bei jungen Müttern unheimlich wichtig, dass sie auch mal was für sich tun und sich nicht immer nur um das Wohlergehen der Kleinen kümmern. Genau das hat mir der letzte Monat gebracht: Die Zeit mit mir selbst, mich und meine Bedürfnisse im Alltagschaos mal wieder zu sehen und wahrzunehmen. Die Zeit, die ich mir fürs Laufen genommen habe, ist offensichtlich meine Art und Weise, absolut unbewusst, mich um mich selbst zu kümmern. Selbst Miguel, also mein Mann, sagte unmittelbar nach dem Lauf zu mir, dass er mich seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen hat. Ich war ja total im Endorphinrausch. Dieser Zustand hielt bestimmt auch noch vier Tage an. Miguel meinte, dass er sich wünscht, dass ich sowas nun öfters mache. Denn Laufen macht mich offensichtlich sehr, sehr glücklich. Deswegen war für mich die Halbmarathon Vorbereitung ein ultimativer Akt der Selbstfürsorge.
Musik
Während der langen Waldläufe hatte ich meist die beiden Lieder von Sia Unstoppable und Chandelier als Ohrwurm im Kopf. Ich versuchte meine Laufgeschwindigkeit dem Takt anzupassen, so wie ich das aus sämtlichen Spinning-Kursen kannte. Unstoppable lief dann sogar tatsächlich, als wir im Startblock standen. Es scheint also ein typisches Läuferlied zu sein. Als ich dann aber nach zwei Stunden und 9 Minuten im Ziel ankam, lief keiner dieser beiden Songs, sondern Chöre von Mark Forster. Ich hatte mich so dermaßen über Chöre im Ziel gefreut, dass ich tatsächlich noch die Kraft fand ins Ziel zu sprinten. Das liegt daran, dass mir in dem Moment ins Gedächtnis kam, dass Mark Forster mal in einem Interview erwähnt hat, dass er dieses Lied ursprünglich für einen guten Freund geschrieben hatte, der Probleme mit sich selbst und seinem Selbstwert hatte. Mark konnte das aber nie verstehen, weil er ihn, wie im Lied beschrieben, mit ganz anderen Augen sieht. Diese Hintergrundgeschichte hat dann doch ganz viel mit meiner Eigenen zu tun und bestimmt auch damit, warum ich dem Alkohol über ein paar Jahre hinweg nicht ganz abgeneigt war. Deswegen musste ich im Ziel angekommen erst mal eine Runde weinen. Rein physisch konnte ich einfach nicht mehr und zugleich war ich auch so gerührt von meinem Zieleinlaufssong. Ein bisschen war es so, als ob sich der Kreis in dem Moment für mich geschlossen hatte. Ich wusste ja die ganze Zeit nicht, warum ich mich da angemeldet hatte und in dem Moment wusste ich es: Es war ein herrliches Erlebnis, das ich mir da selbst geschenkt hatte. Miriam vom Rosenheim-Dreh, mit der ich mich nach dem Lauf noch kurz geschlossen hatte, drückte es so aus: „In dem Moment, in dem du zum Lauf antrittst, hast du eigentlich schon gewonnen. Denn du stellst dich dieser krassen körperlichen Challenge. Wenn du gar nicht erst antrittst, dann gibt es das nicht. Deswegen gibt es im Laufsport keine Verlierer.“
Warum kann der Langstreckenlauf dir bei deiner Sucht helfen?
Marathonläufern und -läuferinnen sagt man im Allgemeinen nach, dass sie hartnäckig sind, ihr Ziel nicht so leicht aus den Augen verlieren und über ein bestimmtes Maß an Willensstärke verfügen. Zudem gelten sie als ausdauernd, fleißig, diszipliniert und können sich sehr gut selbst motivieren. Deswegen ist es auch kein Zufall, dass man häufig irgendwelchen Konzernchefs bei solchen Läufen begegnet, die in der Lage sind einen Marathon in drei ein halb Stunden zu absolvieren. All die genannten positiven Eigenschaften können durch so eine Marathonvorbereitung geschult bzw. ausgebildet werden. Dabei liegt es auf der Hand, dass dir diese Eigenschaften auch helfen können so eine Sucht in den Griff zu bekommen. Dabei ist es egal, ob es sich um Alkohol, Zucker oder irgendwelche andere emotionale Abhängigkeiten handelt. Denn manchmal kann die Genesung, also die Recovery, auch eine richtige Langstrecke sein, bei der es darum geht, gut für sich selbst zu sorgen.
Ich persönlich habe seit dem Wettkampflauf den Eindruck, dass schwierige bzw. stressige Situationen oder Zustände wieder mehr an mir abprallen. Also gefühlt wurde dadurch meine Teflon Schicht restauriert und wieder in Gang gesetzt. Ich bin jetzt im wahrsten Sinne wieder mehr The eye of the tiger. Das war auch eines dieser Lieder, dass ich während des Laufes am Straßenrand wahrnehmen konnte und welches mich motiviert hat weiterzulaufen, obwohl die Kräfte langsam nachließen. (Ich liebe diese alten Rocky-Filme.)
Reframing
Diesen Lauf-Bericht möchte ich mit einem spanischen Volkslied abschließen, welches mir meine halbspanische Cousine noch am Wettkampfmorgen zugeschickt hat. Es heißt Yo te daré und wörtlich übersetzt bedeutet das „Ich werde dir geben“, und zwar etwas Schönes. Sie schickte mir das, weil sie wusste, dass dieser Halbmarathon auch der Versuch war die Beziehung zu meinem Arbeitgeber ein wenig zu „reframen“. Ich war nämlich für meinen Arbeitgeber beim Lauf gemeldet und lief dementsprechend offiziell in seinem Team mit. Der Hintergrund ist, dass ich in den vergangenen Monaten ein wenig unter den vielen Projekten, die zu erledigen waren, gelitten hatte. Ich denke, dass das manchmal einfach so ist, egal welche Arbeit man hat. Ich fand es in dem Zusammenhang interessant, dass meine Cousine von Reframing sprach. Ich kannte das Wort vorher gar nicht. Reframing bedeutet hier, dass ich meinen Arbeitgeber in einen anderen Kontext setze und ihm dafür einen anderen Rahmen gebe. Ich sehe also nicht nur die viele Arbeit, die bei mir auf dem Tisch liegt, sondern auch die Tatsache, dass ich für meinen Arbeitgeber am Lauf teilgenommen habe. Diesen Endorphinrausch, den ich durch dieses Laufevent erlebt habe, kann ich also nun auch auf meinen Arbeitgeber anwenden. Deswegen hängt meine Finisher-Medaille auch nicht bei uns zu Hause, sondern in meinem Büro am Arbeitsplatz.
Das mit dem Reframing war ebenfalls eine unbewusste Entscheidung von mir, die für diesen Lauf gesprochen hat. Und wer hätte es gedacht: Seit dem Lauf fällt es mir leichter bei den vielen Aufgaben, die am Arbeitsplatz zu erledigen sind, einen kühlen Kopf zu bewahren und einen klareren Blick für die Prioritätenliste zu entwickeln. Deswegen war dieser Lauf ein Zugewinn an Lebensqualität, und zwar auf ganzer Linie.