Ich sitze gerade in meinem Elternhaus, weil ich mich erneut von jemandem verabschieden musste. Mein letzter Onkel ist vor kurzem verstorben. Nun ist nur noch mein Vater und eine angeheiratete Tante aus dieser Generation übrig. Für mich ist das ein komisches Gefühl. Dieser Onkel hat während seiner Lebzeiten immer gerne an Fahrrädern rumgeschraubt. Dass er aber auch begeisterter Rennradfahrer war, das habe ich erst heute bei seiner Urnenbeisetzung erfahren. Ich kannte ihn nicht so gut. Dabei ist es absoluter Zufall, dass ich erst gestern Abend meiner Schwester und meinem Schwager von der amazon prime Doku über Jan Ullrich erzählt habe. Ich hatte sie mir zwischen den Jahren angeschaut und sie war so spannend, dass ich sie am Stück angesehen habe. Man muss dazu sagen, dass ich vorher nicht allzu viel über die Tour de France wusste. Als Jan 1997 die Tour als erster Deutscher und bisher auch einziger Deutscher gewonnen hatte, habe ich die Begeisterung, die damals durchs Land ging, nur über einen befreundeten Mitschüler mitbekommen. Er war selbst Radsportler. Wir waren damals 14. Aber durch die Prime Doku über Ulle ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, was das für Strapazen sind, die die Radprofis auf sich nehmen müssen, um da mitzufahren. Sie passieren da sämtliche Alpenpässe; einfach unglaublich. Tolle Bilder sind dabei entstanden. Am Ende ist es aber nicht nur eine Dokumentation über den Radsport geworden, sondern auch eine über Sucht. Über seinen Absturz spricht Jan ganz offen in der vierten Folge. Ich stelle mir das unheimlich schwer vor das alles so offen in die Kamera zu sprechen und habe deswegen den allergrößten Respekt vor diesem Mann. Seine Geschichte hat mich total berührt und sie beschäftigt mich auch heute noch. Ich finde man kann dabei auch unheimlich viel über Sucht lernen. Deswegen möchte ich dir diese Doku von Herzen empfehlen, falls du Prime hast. Ich bin mir sicher, dass Jan mit seiner Geschichte sehr viele Menschen berührt und sie dazu bewegen kann den nüchternen Weg einzuschlagen.